Gustav Schwab

Gustav Schwab

Die schönsten Sagen des klassischen Altertums

Aus der Heraklessage

hatten den Haß des Helden aufs neue sich zugezogen. Als er nämlich mit Öonos, seinem Oheim und Freunde, nach Sparta gekommen war, fiel diesen, der den Palast des Hippokoon betrachtete, ein großer molossischer Schäferhund an. Öonos begrüßte ihn mit einem Steinwurfe. Da rannten die Söhne des Königs hervor und erschlugen den Fremdling mit Knüppeln. Um nun auch seines Freundes Tod zu rächen, versammelte Herakles ein Heer gegen Sparta; auf dem Marsche durch Arkadien lud er auch den König Kepheus mit seinen zwanzig Söhnen zum Kampfe ein. Dieser fürchtete jedoch einen Einfall von seinen Nachbarn, den Argivern, und lehnte es anfangs ab, mitzuziehen. Aber Herakles hatte von Athene in einer ehernen Urne eine Locke des Medusenhaupts erhalten. Diese übergab er der Tochter des Kepheus, Sterope, und sprach: »Wenn das Heer der Argiver anrückt, so darfst du nur diese Locke, ohne auf sie hinzublicken, dreimal über die Stadtmauern emporhalten; dann werden eure Feinde die Flucht ergreifen!« Als Kepheus solches hörte, ließ er sich bewegen, mit allen seinen Söhnen auszuziehen. Die Argiver wurden auch glücklich von seiner Tochter abgetrieben; ihm selbst aber schlug der Feldzug zum Unheil aus: er wurde mit allen seinen Söhnen erschlagen und außer diesen auch der Bruder des Herakles, Iphikles. Herakles selbst aber eroberte Sparta, und nachdem er den Hippokoon und seine Söhne getötet, führte er den Tyndareus, den Vater der Dioskuren Kastor und Pollux, zurück und setzte ihn wieder auf den Thron, behielt sich aber das eroberte Reich, das er ihm übergab, für seine Nachkommen vor.

HERAKLES UND DEÏANIRA

Nachdem der Heros noch mancherlei Taten im Peloponnes verrichtet, kam er nach Ätolien und Kalydon zum Könige Öneus, der eine wunderschöne Tochter, Deïanira mit Namen, hatte. Diese erlitt mehr als irgendein andres Ätolerweib bittere Not durch eine sehr lästige Brautbewerbung. Sie lebte anfangs zu Pleuron, einer andern Hauptstadt ihres väterlichen Reichs. Dort hatte sich ein Fluß, Acheloos genannt, als Freier eingefunden,